Askese und Ekstase [2]: Informationen

in #deutsch7 years ago (edited)

tl/dr

  • Die Welt wird komplexer und schneller
  • Neue Technologien führen zu neuen Krankheitsbildern; Imm mehr leiden an einem Erreichbarkeitswahn und der Informationsflut; Neues Krankheitsbild 'Attention defizit trait' (ADT) mit Ähnlichkeiten zu ADS/ADHS; Heißhunger und schlechte Ernährung durch schlechte Informationen
  • Homo oeconomicus & homo sociologicus
  • Evolution - natürliche Auslese und sexuelle Selektion
  • Red-Queen-Hypothese
  • Alice im Wunderland - Neugier und Wissensdrang
  • Informationsverhalten mit einer Dichotomie zwischen Informationssucht und Isolation; Investition und Aufbau in Informationen oder in das Sozialleben
  • Strategien des Informations-Asketen

Einleitung

In dem ersten Themenkomplex dieser Serie soll es um Informationen gehen. Ich möchte hier nun nicht mit Statistken und Studien um mich werfen, aber es sollte klar sein, dass die äußeren Reize stark zugenommen haben und uns überfluten. Die Globalisierung und Vernetzung macht unsere Welt komplexer und die gleichzeitige Digitalisierung beschleunigt mit der Kommunikation unsere gesamte Welt. Ich werde weiterhin auch wieder versuchen, einige eher untypische Verknüpfungen herzustellen. Es kann also sein, dass einige Dinge noch nicht sehr ausgereift wirken.

Wir sind rund um die Uhr online, jederzeit erreichbar und auf zahlreichen sozialen Plattform angemeldet. Statt der kleinen Geräte, die uns wie ein Sekretär die Arbeit abnehmen und unsere Tagesstruktur optimieren sollten, sind in Wirklichkeit wir oftmals die Diener oder Sklaven der Geräte. Sie drängen sich uns auf und befehlen uns, wann wir welche Aufmerksamkeit auf welche Informatin richten müssen. Hier ist eine Auswahl von neuen Uhren, weil du dir letztens auf Amazon eine Uhr angesehen hast.

  • Schau hier, drei neue E-Mails auf den Account und eine neue Mail auf jenen Account. Und hier der Nachrichtenstream, hier sind 30 ungelesene Newsartikel seit der letzten Stunde. Du wurdest auf Facebook zu einer Veranstaltung eingeladen und deine Freunde haben Fotos vom letzten Wochenende hochgeladen. Hier sind Personen auf LinkedIn, die du kennen könntest. Und in den Whatsapp-Gruppen sind auch schon wieder dutzende neue Nachrichten eingegangen. Und auf Steemit musst du noch auf zwei Kommentare antworten und dein letzter Post war auch schon wieder vier Tage her. Von deinen Lieblingserien gibt es auch schon wieder eine neue Staffel auf Netflix…

Wir kommen nicht mehr hinterher und statt uns den Alltag zu erleichtern, setzen uns die vielen Informationen zu, sie erzeugen Stress in uns, lenken uns durchgängig ab, so dass wir nicht mehr produktiv arbeiten können und haben so einen starken Einfluss auf unser Verhalten.

Kurzgesagt: Sie halten ihre Versprechen nicht ein. Sie machen viele nicht glücklich, sondern krank.

Attention defizit trait (Aufmerksamkeitsdefizitmerkmal)

Der Psychologe Edward Hallowell erkannte in den Auswirkungen eine neu aufkommende Krankheit (ADT), welche eine gewisse Ähnlichkeit mit ADS und ADHS hat. Der Unterschied liegt darin, dass es nicht vererbt wird, sondern wie ein Virus von außen einfällt. Es entsteht durch den Erreichbarkeitswahn und den ständigen Ablenkungen und führt u.a. zu (vgl. Hallowell 2015):

  • Zertreutheit, Ungeduldigkeit, Unruhe, Reizbarkeit, Aggessivität, Frustration, Panik, Impulsiventscheidungen,
  • Taskhopping und Prokrastination; die Vermeidung kognitiv schwierigen Arbeiten und Gespräche und der Tendenz, das aktive Denken vollständig zu vermeiden
  • fehlende Fähigkeit, etwas zu genießen

Informationsflut führt zu Heißhunger und Übergewicht

Wie weit der Einfluss von Informationen auf uns sein kann, zeigten Laran und Salerno. In ihrer Studie könnten sie nachweisen, dass Nachrichten unsere Stimmung und unsere Umweltbewertung verändern und schlechte Nachrichten so unterbewusst zu einer Bewertung führen, dass unsere Ressourcen knapper und die Welt rauh und gefährlich ist. Dies verändert unsere Ernährungsweise, in dem wir eher zu kolorienhaltigen und ungesünderen Lebensmitteln greifen (vgl. Laran/Salerno 2013).


Was treibt den Menschen an?

Ähnlich, wie bei der Evolution geht es um das Überleben und der Herausbildung von Vorteilen gegenüber der Konkurrenz. Nur während es bei der Evolution ein scheinbar automatisch ablaufender Selektionsprozess ist, kann der Mensch diesen Prozess für sich selbst bewusst beeinflussen.

homo oeconomicus & homo sociologicus

Wie im ersten Teil beschrieben, gehe ich in dieser Serie von einem ethischen Egoismus der Menschen aus, der sie antreibt, ihre eigenen Nutzen zu maximieren (homo oeconomicus mit Einschränkungen). Weiterhin hat der Egoismus (offensichtlich) auch seine Grenzen, denn der Mensch ist auch gleichzeitig ein soziales Wesen (homo sociologicus) und an gewisse Rollenerwartungen, Normen und Konventionen gebunden.

Evolution - natürliche Auslese und sexuelle Selektion

Den Egoismus möchte ich hier weiterhin mit der Evolution in Beziehung setzen, allerdings konkret weniger mit der natürlichen Auslese (Darwins 1859), sondern mit der sexuellen Selektion (Darwin 1871). Während die natürliche Auslese ganze Arten behandelt, die sich gegen andere Arten durchsetzen, beschreibt die sexuelle Selektion die Auswahl der einzelnen Individuen innerhalb einer Art. Es sind verschiedenen Beobachtungsebenen,die beobachtbare Phänomene und Verhaltensweisen erklären, die sonst keinen Sinn ergeben. Aktionen können auf der kollektiven Ebene altruistisch wirken und gleichzeitig auf der individuellen Ebene egoistisch sein.

Red-Queen-Hypothese

Weil es wunderbar zum Umgang mit Informationen passt und ich auch Alice im Wunderland mag, werde ich weiterhin zu Leigh Van Valens Red-Queen-Hypothese (1973) Bezug nehmen, die beschreibt, dass das Risiko des Aussterbens von der Existenzdauer und damit den durchlaufenden evolutionären Prozesse unabhängig ist. Durch die stetigen Veränderungen der Umwelt und der anderen Arten, muss sich die eigene Art ebenfalls ständig anpassen. Obwohl viel in die Anpassung und Weiterentwicklung investiert wurde, hat sich praktisch nichts verändert. Der Wettlauf als die ständige Anpassung ist notwendig, hat aber keinen weiteren Nutzen für die Zukunft, weil der Status quo - die Relation zu anderen Arten - erhalten bleibt.


Abb. 1: Alice und die rote Königin (Carroll/Karau 2008: 92) (Die Visualisierungen aus Alice sind Public Domain).

Alice will Berge besteigen, um die ihr unbekannte Welt überblicken und verstehen zu können

Der Mensch als sich-selbst-bewusstes Wesen kann sich, entgehen einer natürlichen Entwicklung, (gedanklich) von der Gegenwart lösen und die Vergangenheit reflektieren und in die Zukunft vorausdenken. Die hierzu nötige Ressource stellen aus der Umwelt gewonnene Informationen dar.
Ein wesentlicher Aspekt des Daseins ist der nutzenstiftende Umgang mit Informationen, der die Menschen als Ganzes auszeichnet und sie evolutionär bevorteilen soll, aber auch das einzelne Individuum gegenüber anderen. Die Neugier und der Drang nach Wissen sind elementar für uns und treiben uns an, trotz großer Anstrengungen und Hindernisse, immer weiter zu gehen und den nächsten Berg zu erklimmen.

"'Ich würde den Garten weit besser sehen,' sage sich Alice, 'wenn ich oben auf diesen Hügel gelangen könnte'“ (Carroll/Karau 2008: 87).

Ein wichtiger Punkt ist nun, dass materielle Ressourcen immer begrenzt sind, immaterielle Ressourcen wie Informationen allerdings praktisch unendlich sind. Die einzige Begrenzung stellt die uns zur Verfügung stehende Zeit dar - weswegen wir niemals alle Berge erklimmen werden.

Das Spiel mit den Informationen - ein Bauernfänger?

Im Sinne der evolutionären Vorteile und der konkreten sozialen Situation steht das Individuum somit vor der Aufgabe, mit der zur Verfügung stehenden Zeit, sich Informationen zu erarbeiten. Um Vorteile in der Selektion zu erhalten, steigen sie in das Spiel ein und müssen schneller und mehr Informationen aufnehmen als andere.

"Oh, was für ein Spaß! Wie ich wünschte, daß ich dazugehörte! Ich würde mir nichts daraus machen, eine Bauernfigur zu sein, wenn ich nur mitmachen könnte – obwohl ich natürlich am liebsten eine Königin wäre“ (Carroll/Karau 2008: 91).

Wenn man also über den Umgang mit Informationen redet, geht es zentral um das individuelle Zeitmanagement und die Fähigkeit der effektiven Wissensaneignung, also der Medienkompetenz. Dies zu meistern stellt uns vor eine große Herausforderung, aber dieses immanente Glücksversprechen, das Spiel gewinnen zu können und uns von den anderen Bauern zu erheben, die Konkurrenz hinter sich zu lassen, wertvoll und überlegen zu sein, ist sehr attraktiv.

"Das läßt sich leicht machen. Du kannst der Weiße Königinbauer sein, wenn du magst, […] und du fängst im Zweiten Feld an; wenn du ins Achte gelangst, wirst du eine Königin sein" (Carroll/Karau 2008: 91)

Strategien der Exteme

Die beiden denkbaren Extreme im Umgang mit Informationen wären somit:

  1. Die pure Sucht nach Wissen und das stetige Verlangen, alle Informationen zu erhalten, alles mitzubekommen, nichts zu übersehen und nichts zu verpassen.

  2. Die totale Isolation von sämtlichen Reizen, aus denen wir Informationen gewinnen könnten, die absolute Unterdrückung der Neugier und des Drangs, die Welt zu erkunden und zu erfahren.

Beides klingt nicht sehr sinnvoll und auch nicht praktikabel. Diese Dichotomie zwischen alles und nichts im Umgang mit Informationen, die meist in den Medien oder der Medienkritik herangezogen wird, hilft nicht weiter, denn sie vernachlässigt die soziale Dimension und bezieht sich nur auf das Individuum.

Spielen oder Sprechen

"Das Seltsamste daran war, daß die Bäume und die anderen Dinge um sie herum sich überhaupt nicht von der Stelle rührten; so schnell sie auch liefen, sie schienen niemals an irgendetwas vorbeizukommen. „Kommt denn alles mit uns mit?“ dachte die arme verwirrte Alice. Und die Königin schien ihre Gedanken zu erraten, denn sie schrie: „Schneller! Versuche nicht zu sprechen!“ (Carroll/Karau 2008: 92. Hervorheb. von mir)

Solange wir nur dieses eine Spiel spielen, leidet also das soziale Leben, denn in dem sozialen Spiel müssen wir die Informationen anwenden und auch geben können. Sobald wir vergessen, dass wir aus dem Spiel aussteigen können und auch müssen, werden wir schnell zum Sklaven des Spiels. Wir leben dann das eigene Leben nicht mehr nach den eigenen Regeln, sondern nach den nicht hinterfragbaren Regeln des Spiels (bzw. des Systems), was dazu führt, dass wir nicht mehr vorankommen. Als Gefangene des Spiels bleiben wir immer ein Teil des Spiels, egal wie sehr wir uns auch anstrengen.


Abb 2: Zwischen der Informationsbeschaffung und dessen Anwendung. Eigene Darstellung. (Ist jetzt noch nicht sehr ausgereift)

"Alice sah sich höchst überrascht um. 'Nanu, ich glaube gar, daß wir die ganze Zeit unter diesem Baum geblieben sind. Alles ist ja so, wie es war!' 'Natürlich,' sagte die Königin. 'Was hast du denn gedacht?' 'Na, in unserem Land,' sagte Alice, noch ein bißchen außer Atem, 'kommt man im allgemeinen irgendwoanders hin – wenn man lange Zeit sehr schnell rennt, so wie wir es gemacht haben.' 'Ein langsames Land!' sagte die Königin. 'Nun, hier muß man nämlich so schnell rennen, wie man kann, um auf der Stelle zu bleiben. Wenn man irgendwo anders hin will, muß man mindestens doppelt so schnell rennen!'"(Carroll/Karau 2008: 92. Hervorheb. von mir).

Nur vollständig ablehnen können wir das Spiel auch nicht, solange die anderen spielen. Denn, um hier den Kreis zur Red-Queen-Hypothese zu schließen, sind wir im gewissen Maße dazu gezwungen, uns ständig neues Wissen anzueignen. Nur sind hier nicht nur ökologische Kräfte am Werk, an die wir uns anpassen müssen, sondern soziale Kräfte und ökonomische Zwänge, die uns zur Anpassung zwingen.

Wechselspiel

Unsere Lebensumstände und unser soziales Umfeld sind demnach u.a. das Ergebnis unseres Umgangs mit Informationen und die Spannung zwischen den beiden Dichotomien. Das bedeutet, wenn wir die Spannung in dem Informationsspiel in das eine oder andere extrem verändern, hat das einen Einfluss auf unser soziales Netz. Und wenn wir unser soziales Netzwerk halten oder verändern wollen, müssen wir auch unseren Umgang mit Informationen verändern.

Die Bearbeitung der beiden Dichotomien ist weiterhin auch an den verschiedenen Bedürfnissen zu erkennen. Wie bspw. bei der Bedürfnispyramide nach Maslow, in der die Bedürfnisse in einer Hierarchie stehen. Davon abgeleitet, bedeutet es, dass man die soziale Dimension nicht vernachlässigen darf.


Abb. 3: Ebenen der Bedürfnisse. Eigene Darstellung.

Strategien des Informations-Asketen

Was bedeutet das nun mit Blick auf die Askese. Der Geisteszustand in der Informationsflut und Erreichbarkeitswahn stellt einen rauschähnlichen ekstatischen Zustand dar, der uns allerdings nicht voranbringt, sondern ausbremst und in die Passivität verdammt.

Die Askese als einen bewussten, zurückhaltenden und disziplinierten Umgang mit Informationen soll uns dagegen in einen anderen ekstatischen Zustand führen, der von überraschender Produktivität durch eine neugewonnene Konzentration und Zielstrebigkeit geprägt ist.

Es handelt sich um zwei sich kreuzende Dichotomien und das Ziel muss daher sein:

  1. So viel Zeit in die Wissensaneignung 'investieren', wie nötig für ein erfolgreiches Handeln im sozialen Rahmen (entsprechend unserer Ziele).
  2. So wenig Zeit wie möglich mit den unaufhörbaren Strömen an Informationen verschwenden, die keinen Einfluss auf unser eigenes Leben bzw. unser soziales Dasein haben.

Die Informationsaktiviten können soweit eingeschränkt werden, dass uns möglichst nur Informationen erreichen, die für uns wirklich relevant sind und das auch nur zu bestimmten Zeiten.

Dazu kann hier natürlich keine Schritt-für-Schritt-Anleitung erstellt werden, weil das eigene Verhalten immer in einen Kontext eingebunden und von der Umwelt mit abhängt. Allerdings können so einige Faustregeln aufgestellt werden, mit denen eigene Strategien erstellt werden können. In den weiten des Internets werden sich mit Sicherheit noch mehr finden lassen.

  1. Informationsbeschaffung von Push- zu Pull-Verfahren wechseln. Nicht andere Personen und erst recht keine Technologien entscheiden, wann wir ihnen Aufmerksamkeit schenken sollen. Wir entscheiden selbst, wann wir nach neuen E-Mails und Nachrichten schauen. Die Informationen sollen uns nicht aufgedrückt (Push) werden, sondern wir ziehen die Informationen dann, wenn es uns passt (Pull).

  2. Wir müssen nicht jederzeit erreichbar sein. Wenn wir jederzeit erreichbar sind, heißt das, dass wir jederzeit unterbrochen werden können. Soweit wir möglich, sollten Zeiträume der Produktivität und Zeiträume der Kommunikation getrennt werden. Ablenkungsfreie Räume und Zeiträume sollten durchgesetzt werden.

  3. Konzentration auf wenige soziale Netzwerke. Niemand braucht gleichzeitig ein Dutzend verschiedene soziale Netzwerke, auf denen man sich am Ende doch mit den denselben Personen vernetzt - zumindest muss man nicht Regelmäßig alle pflegen.

  4. Wenige, aber dafür qualitativ hochwertige Informationsquellen. Statt jeden Tag Stunden auf mehreren Nachrichtenseiten und Blogs unterwegs zu sein, sollte man sich auf die wesentlichen Beschränken, die Informationen liefern, die für uns von hoher Bedeutung sind. Statt einer Stunde auf 9gag, Buzzfeed, Facebook und Twitter, lieber eine Stunde intensiv ein Fachartikel oder Buch lesen oder auch Gepräche suchen. Eine Woche oder einen Monat komplett auf Nachrichten zu verzichten, schadet nicht. Die wirklich wichtige Dinge bekommt man über das soziale Umfeld trotzdem mit.

  5. Auch mal einen Gang zurückschalten, Auszeiten nehmen und genießen, nicht an die Regeln halten und sündigen.


Literatur

Carroll, Lewis; Karau, Jörg 2008: Alices Abenteuer im Wunderland - Hinter dem Spiegel und was Alice dort fand. Deutsche Übersetzung von Jörg Karau. URL: https://www.joergkarau-texte.de/PDF/Alices%20Abenteuer%20im%20Wunderland.pdf.

Darwin 1859: Die Entstehung der Arten.

Darwin 1871: Die Abstammung des Menschen und die geschlechtliche Zuchtwahl.

Hallowell, Ned (2015): Driven to Distraction at Work. How to Focus and Be More Productive. Boston: Harvard Business Review Press.

Hallowell, Edward M. (2008): Overloaded circuits. Why smart people underperform. In: Harvard business review, 01/2005. Boston, Mass.: Harvard Business School Press. URL: https://hbr.org/2005/01/overloaded-circuits-why-smart-people-underperform.

Laran, Juliano; Salerno, Anthony (2013): Life-History Strategy, Food Choice, and Caloric Consumption. Psychological Science, 24(2). URL: http://journals.sagepub.com/doi/pdf/10.1177/0956797612450033.

van Valen, Leigh (1973): A new evolutionary law. In: Evolutionary Theory. Band 1.

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ich gratuliere dir zum Goldfisch der Woche!
12 SBD + 100 SP Delegation für eine Woche sind zu dir unterwegs!
Mach weiter so :D

wieder ein schöner Artikel, sehe das auch in der Wissenschaft vor allem bei Hausarbeiten es gib immer mehr Studien, es wird mit jedem Schritt komplexer. Doch gibt es nur wenig mit Bedeutung, das wenigste. Wenn man an Pareto denkt, sind ganz wenige Ereignisse (20% wird ja immer gesagt) für 80% des Erfolges verantwortlich. Sich von Informationsflut zu isolieren ist absolut essentiell, der lebende Beweis sind Top-Performer im Investment.

Wenn irgendwo auf der Welt Menschen unabhängig von einem sterben, dann sollte das keine Nachricht sein und somit auch nicht in den >>Nachrichten<< kommen. Z.B. Verkehrsunfälle so tragisch diese auch sein mögen.

Ja genau so ist es. Es kommt nicht mehr auf die Qualität der Forschungen an, sondern nur noch auf die Quantität. Wissenschaftler werden danach bewertet, wieviele Paper sie raushauen, auch wenn da nur blödsinn bei rumkommt und die Umfragen und Statistiken am Schreibtisch entstehen.
Man soll ja Reputation aufbauen und das geht nur, wenn man von vielen gelesen wird (in etwa wie hier). Aber wenn das eben alle Wissenschaftler so machen müssen, stehen wir an genau der selben Stelle wie vorher, nur, dass viele schlaue Leute ihre Zeit für qualitativ minderwertiges Zeit verplempert haben. Genau entspricht dem Red Queen Effekt, alle geben sich mehr Mühe, aber treten letztlich doch auf der gleichen Stelle.

In größeren und stark skalierenden Systemen geht man sogar über Pareto hinaus und spricht von 99/1 Verteilungen. Im Internet sagt man 1/9/90 (1% creater, 9% contributer, 90% lurker) oder bei Startups gibts ja diese "from zero to one" Philosophie (Ursprung war ein Buch mit dem Titel von Peter Thiel), die beschreibt, dass Startups - vor allem internetbasierte Geschäftsmodelle - hohe Risiken einhehen und stark skalieren müssen. Entweder sie gehen krass durch die Decke oder können direkt wieder dicht machen.
Von 100 wissenschaftlichen Paper ist vielleicht eine einzige Perle dabei. Bei BigData kommt es am Ende auf nur 0,01% der Daten an, die die wirklichen Informationen enthalten. Nach jedem Terroranschlag können wir lesen, dass die Täter bekannt waren, aber ihr Datensatz unter den anderen Millionen einfach nicht rechtzeitig aufgefallen ist.

Naja, das ist oder wird noch das größte Problem unserer Zeit, wie wir mit den Bergen an Daten umgehen und diese wertvolle goldene Nadel im Heuhaufen, dieses eine Prozent zu finden.

Aber aktuell sehe ich da schwarz, da viele noch glauben, umso mehr Daten, desto besser; oder sie reden von "Datenreichtum", weil Daten ja die Ressourcen des 21.Jhd. sind. Ich wünschte mir lieber eine Datensparsamkeit - das wird aber ein Traum bleiben.

Starker Einstieg in Deine Reihe. An dieser Stelle möchte ich auf Herrn Manfred Spitzer und seinen Vortrag zur "digitalen Demenz" hinweisen. Herr Spitzer ist einer der bekanntesten Verfechter des digitalen Konsums und seit Längerem in öffentlichen Sprechstunden aktiv. Wer sich für das Thema interessiert, sollte den Vortrag einmal gesehen haben.

Danke. Ja, digitale Demenz ist auch ein spannendes Thema und zeigt wunderbar, wie mit unserer Umwelt auch unsere Denkweisen verändern.

Ich hatte von Spitzer glaub ich mal einen Zeitungsartikel gelesen vor Jahren. Gunter Dueck hatte das in seinen Büchern auch schon aufgegriffen und Richard David Precht auch, glaub ich.

Ich sehe das auch nicht so negativ, weil ich mir denke, das Gehirn optimiert sich an seinen Anforderungen. Und wenn wir weniger auswendig lernen können, muss das ja nicht zwingend negativ sein, weil es durch das Internet einfach nicht mehr nötig ist. Ich merke das bei mir selbst sehr gut, ich habe ein (gefühlt) echt schlechtes Gedächtnis, aber weiß immer sehr genau, woher ich die Information hatte, von welchen Autor, welches Buch etc. Statt sich mit irgendwelchen Fakten zu belasten, die man in 20 Sekunden wiederfindet, reicht auch so eine Art Index, Verweis oder Zeiger im Kopf.

Albert Einstein soll ja auch gesagt haben: „Ich belaste mein Gedächtnis nie mit Dingen, die ich irgendwo nachschlagen kann.“

Früher hatten die Leute nur wenige Bücher gelesen, die so wertvoll waren, dass sie auch nur geliehen werden konnten. Bis zum Buchdruck lernten die Leute ganze Bücher auswendig, aber wussten halt sonst nichts über die Welt.

Ich bin mir grad nicht sicher wer es gesagt hat, ich vermute mal Precht, der sagte, wir werden durch die Digitalisierung nicht dümmer, sondern smarter, weil unser Kopf frei wird für die schwierigeren Denkprozesse und die Anwendung des Wissens.

Es muss hinzugefügt werden, dass sich Herr Spitzer und ganz besonders in diesem Vortrag eher an die Kinder/Jugendlichen als Zielgruppe richtet. Der Vortrag findet auch eben in einer Schule vor dem Rektor, den Lehrern und Eltern statt.

Er macht unter anderem sehr gut deutlich, wie die Lernkurve im Lebensalter abnimmt. Es ist daher besonders wichtig in den frühen Jahren einen bewussten Umgang mit den technologischen Errungenschaften an Schulen einzuführen, damit die Konzentrationsfähigkeit nicht leidet - im Gegenteil, wie diese gefördert werden kann.


Sobald wir volljährig sind, können wir selbst die Verantwortung nehmen, in welchem Pensum wir damit umgehen und zutun haben, können unsere Geräte konfigurieren und die Benachrichtigungen steuern. Im Kindesalter liegt die Verantwortung bei den Eltern, wie mit den mobilen Geräten/Internet umgegangen werden soll.

Die nimmst sehr schön Bezug auf das Thema Smartphone. Zu den von dir genannten Aspekten, noch ein kleines Zitat von Richard Stallman, seine Antwort auf die Frage ob er ein Smartphone besitzen würde.
"They are Stalin`s wet dream!"

Ich nehm diesen zu mir.
Bin schon etwas ko und lese diesen tollen Artikel morgen nochmal
:)
Danke dafür

Freut mich, dass er dir gefällt. LG

Ja, der Gedanke, dass wir ab und an leider selbst eher versklavt werden, anstatt ein Gerät für unsere Zwecke zu nutzen kam mir auch schon öfter. Bin da generell auch zwiegespalten, Segen und Fluch zugleich die moderne Technologie...
Ich muss jetzt wieder (nicht nur wegen Askese) an einige Grundsätze aus dem Buddhismus denken und der mittlere Weg scheint mir da mal wieder eine gute Idee zu sein.
Sehr gut haben mir auch deine Darstellungen gefallen, darf man fragen, mit welchem Programm du diese filzstiftartigen Linien kreierst? ;-)
Vielen Dank für diesen großartigen Artikel, ich bin wieder mal begeistert! Super, dass sogar Anregungen für den Umgang in der täglichen Praxis dabei sind, die fehlen ja sonst nur allzu oft bei theoretischen Ausarbeitungen mit dieser Tiefe. Du hast da wirklich "Händchen und Köpfchen" bewiesen, freue mich sehr auf den nächsten Teil :) Muss definitiv resteemt werden.

Das Neue ist meist immer Segen und Fluch und der Umgang damit eine Tugend und Not gleichzeitig. Sie bringen und versprechen uns die Vorteile, die Nachteile kommen erst nach und nach zum Vorschein. Ist ja im Prinzip wirklich auch wie Ying und Yang. Die eine Seite ist niemals ohne die andere denkbar und wo Licht ist, fällt auch Schatten. Klingt wie ein paar sinnlose Phrasen, ist aber eben was dran. :D

Ich arbeite an einen Microsoft Surface und habe die Linien auch so mit dem Stift per Hand gemalt. Je nach Druck mit dem Stift werden die Linien auch dünner oder breiter, wodurch das so filzstiftmäßig wirkt. Ich habe die Darstellungen in Microsoft OneNone angefertigt, was eigentlich nicht so optimal ist. Ich hatte überlegt, ob ich die Darstellungen nochmal ordentlicher macher, aber irgendwie haben mir die so auch recht gut gefallen und unterstreichen, dass es nur eine paar grobe Idee war, die Dinge so zu verbinden.

Klar, man könnte meinen, das wären "ein paar sinnlose Phrase " aber wie du sagst, es ist wirklich was dran! :)
Ok da bin ich dann wohl raus, aber fand die Darstellung wirklich super, sie hatte etwas kreatives und persönlichen Esprit ;-) Ist jedenfalls sehr ansprechend und kann sehr gut so weiter verwendet werden :D Liebe Grüße

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